Automobilbranche fit für die Zukunft machen
Business-Frühstück im Unimog-Museum Gaggenau / Regionale Akteure vernetzen sich für Transformation der Branche / C02-freies Lithium für Autobatterien – riesiges Potential am Oberrhein
Im traditionsreichen Unimog-Museum in Gaggenau stand kürzlich ein „Business Frühstück“ zu einer für die Zukunftsfähigkeit der Region zentralen Herausforderung auf der Agenda. Unter dem Titel „Transformation Regionale Automobilwirtschaft“ fanden sich lokale Akteure ein, um darüber zu diskutieren, wie die Automobilproduktion im Landkreis Rastatt – im Kontext der E-Mobilität – fit für die Zukunft gemacht werden kann. Im Zentrum des Panels stand eine Talkrunde mit den Oberbürgermeistern der Städte Rastatt (Hans Jürgen Pütsch), Bühl (Hubert Schnurr) und Gaggenau (Christof Florus) sowie dem Geschäftsführer der TechnologieRegion Karlsruhe GmbH (Jochen Ehlgötz). Moderiert wurde die Talkrunde von Waldemar Epple, Vorstandsvorsitzender Automotive, Engineering network (aen). „Wir sind hier, um einen Prozess mit verschiedenen Playern zu starten. Wir benötigen positive Beiträge für diesen wichtigen Transformationsprozess. Unsere Mission ist es, Partner aus Forschung, Entwicklung und Produktion zu vernetzen“, so Epple eingangs.
In Statements betonten die Akteure die Dringlichkeit des zukunftsweisenden Projekts. „Es ist eine der größten Herausforderungen, die auf unsere Städte und Gemeinden zukommt. Es wird ein langwieriger Prozess. Man kann da nicht einfach so den Lichtschalter ein- und ausschalten. Die E-Mobilität ist der einzig gangbare Weg, der nachhaltig ist“, erklärte Pütsch, der auf die Gleichzeitigkeit des Wandels aufmerksam machte. Einerseits werden noch Verbrenner-Motoren produziert, andererseits gelte es langfristige Strukturen für die E-Mobilität zu schaffen. Wer aktuell noch Kolben produziere, würde dies in zwanzig Jahren nicht mehr tun, merkte Epple an. Bühls OB Hubert Schnurr verwies darauf, Kleinbetriebe und Zulieferer bei der Transformation nicht zu vergessen. „Es gilt bei Entwicklung und Forschungsprozessen Standards zu setzen“, so Schnurr, der speziell der Kooperation mit dem Karlsruhe Institut für Technologie (KIT) hohe Priorität einräumte.
Zahlen verdeutlichten die Bedeutung der Automobilwirtschaft für die Region Mittelbaden. So hängen fast 30 Prozent aller Jobs im Landkreis Rastatt mit dem Automobilsektor zusammen. Die Region befindet sich im Ranking der Branche auf Rang 5 in Deutschland. „Wir sind bereit für den Transformationsprozess. Aber: Es muss schneller gehen. Gerade die behördlichen Vorgänge müssen deutlich beschleunigt werden“, sagte Gaggenaus OB Christof Florus. Von einem unmittelbaren Handlungsbedarf sprach auch der Geschäftsführer der TechnologieRegion Karlsruhe GmbH, Jochen Ehlgötz. „Der Transformationsprozess bietet bei allen damit verbundenen Herausforderungen auch große Chancen. Wir können und müssen weiterhin die Standards selbst setzen und damit die Spitzenposition der Automobilindustrie in unserer Region auch künftig ausbauen.“ Dazu so Ehlgötz weiter: „Wir werden eingebettet in unsere gemeinsame regionale Entwicklungsstrategie weitere Innovationszentren aufbauen, um den Transformationsprozess mitzugestalten. Kooperationen, Schnittstellen, Wissenstransfers unter engen Einbindung der Bürgerinnen und Bürger sind bei den komplexen Fragestellungen elementar.“
Ganz entscheidend seien jedoch künftige Batteriewerke in Baden. „Wir haben am Oberrhein die drittgrößte Lagerstätte von Lithium. Unsere Region kommt auf Platz drei nach Australien und Südamerika. Wir haben eine Riesenchance, wenn wir hier die Standards setzen“, so Ehlgötz. Dieses Potential müsse ausgeschöpft werden. Zudem müsse man Akzeptanz bei der Bürgerschaft schaffen. Aktuell habe Geothermie bei der Bürgerschaft einen eher schlecht Ruf. „Daher ist es wichtig, dass wir die Menschen mitnehmen“, so der Geschäftsführer der TechnologieRegion Karlsruhe GmbH. Die Synergie-Effekte der Geothermie seien offensichtlich: zum einen Wärme zum Heizen, zum anderen Lithium unter anderem für Auto-Batterien. Er verwies auf Geothermie-Projekte in der Pfalz und im Nordelsass. Auch Waldemar Epple sah in der Thematik Lithium ein ungeheures Potential am Oberrhein. „Lithium klimaneutral und umweltfreundlich zu fördern, wäre wegweisend. Das ist ein ganz wesentliches Thema für die Branche und die Region. Wir sollten dabei die gesamte Wertschöpfungskette abdecken.“
Gerade die Bürgerbeteiligung sahen alle Akteure als wichtigen Baustein. „Es ist bei vielen Projekten so. 80 Prozent sind dafür oder neutral. 20 Prozent sind dagegen, und die sind oft die lautesten“, so Florus. Und eben jene müsse man in dem Prozess ebenfalls einbeziehen und mitnehmen. „Wir müssen Wissen generieren, das sich in der Region multipliziert und dabei auf bestehende Infrastrukturen zurückgreift“, so Epple weiter. Denn auf ein Problem legte Bühls Rathauschef den Fokus. „Es fehlen die Gewerbeflächen. Vieles steht unter Naturschutz. Wir können eigentlich nur noch in die Höhe bauen“, so Schnurr. Er nannte das geplante Automotive Headquarter von Schaeffler in Bühl ein wichtiges Statement für die Region. Alle Akteure hätten an einem Strang gezogen, damit dieses Leuchtturmprojekt in Bühl entstehe.
Über die „Umsetzung von Innovationsprozessen in mittelständischen Unternehmen“, berichtete anschließend Dr. Dirk Schweinberger. Seit 2002 entwickelt seine tech-solute GmbH Produktinnovationen für Unternehmen. Aus seinen Erfahrungen berichtete er, wie man Potentiale aufdeckt, um den Weg zur Transformation zu erleichtern. „Innovationskultur ist Chefsache“, sagte Schweinberger. Denn dieser definiere Innovationsziele und fördere die Eigeninitiative seiner Angestellten. Schnelle effiziente Kommunikation über die Hierarchie-Ebenen und rasche Entscheidungsstrukturen seien wesentlich. „Der Chef wird zum Moderator und Coach, motiviert seine Mitarbeiter und schafft zeitliche, personelle und finanzielle Ressourcen für Innovationsaktivitäten“. Man müsse nach dem Prinzip: experiment, fail, learn, repeat vorgehen. Zu Beginn stünde die generelle Frage, was es überhaupt brauche – neue Produkte, neue Märkte oder neue Geschäftsmodelle? Trends sah er in der Digitalisierung, KI und Nachhaltigkeit. „Letztlich gelte es „aus der Komfortzone zu kommen und Risiken einzugehen“, so der promovierte Ingenieur.
Der „inneren Transformation des Denkens“ widmete sich Franco Zipperling. Welches Mindset und welche Methoden dafür verantwortlich sind, vermittelte der Ingenieur. „Bei der Transformation vom Verbrenner zum E-Motor brauchen wir neues Wissen. Es ist wie ein neues Land zu entdecken. Es geht um die Veränderung des Denkens. Wie kann ich dabei mitgehen, wenn mein Arbeitsplatz Jahrzehnte lang sicher war?“, sagte er. Meist hätten Menschen Ressourcen in sich, von der sie nur wenig ahnten. „How to grow people“ oder „the only constant thing is change“ seien Stichworte, so Zipperling, der auch ein Gedanken-Spiel mit den Teilnehmern umsetzte.
Zum Abschluss forderte Epple alle auf: „Gestalten sie die Zukunft mit uns. Wir müssen neue Wege gehen. Die Kommunen benötigen eine Transformationsstrategie, bei der sie die Menschen mitnehmen.“ Ferner bot er Beratungen für Start-Ups und KMUs an, die keine Kapazitäten hätten, Förderanträge selbst zu bearbeiten. Und: Jeder dritte Förderantrag, den die aen stelle, sei von Erfolg gekrönt.
Hans Jürgen Pütsch (OB Rastatt): „Es ist eine der größten Herausforderungen, die auf unsere Städte und Gemeinden zukommt. Es wird ein langwieriger Prozess. Man kann da nicht einfach so den Lichtschalter ein- und ausschalten. Die E-Mobilität ist der einzig gangbare Weg, der nachhaltig ist.“
Jochen Ehlgötz (Geschäftsführer TechnologieRegion Karlsruhe GmbH): „„Der Transformationsprozess bietet bei allen damit verbundenen Herausforderungen auch große Chancen. Wir können und müssen weiterhin die Standards selbst setzen und damit die Spitzenposition der Automobilindustrie in unserer Region auch künftig ausbauen.“
Christof Florus (OB Gaggenau): „Wir sind bereit für den Transformationsprozess. Aber: Es muss schneller gehen. Gerade die behördlichen Vorgänge müssen deutlich beschleunigt werden.“
Hubert Schnurr (OB Bühl): „Das geplante Automotive Headquarter von Schaeffler in Bühl ist ein wichtiges Statement für die Region. Alle Akteure haben gemeinsam an einem Strang gezogen, damit dieses Leuchtturmprojekt in Bühl entsteht.“
Waldemar Epple (Vorstandsvorsitzender aen): „Unsere Mission ist es, Partner aus Forschung, Entwicklung und Produktion zu vernetzen.“
Dr. Dirk Schweinberger (tech-solute GmbH): „Innovationskultur ist Chefsache. Der Chef wird dabei zum Moderator und Coach, motiviert seine Mitarbeiter und schafft zeitliche, personelle und finanzielle Ressourcen für Innovationsaktivitäten.“
Franco Zipperling: „Bei der Transformation vom Verbrenner zum E-Motor brauchen wir neues Wissen. Es ist wie ein neues Land zu entdecken. Es geht um die Veränderung des Denkens.“
Quelle: VOKO
Pressemitteilung in BNN
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