Kreis erarbeitet zusammen mit KVV ein Konzept zur Erprobung neuer Verkehr-On-Demand-Systeme
Ein Zukunftsprojekt macht sich auf den Weg
Rastatt. Der Landkreis Rastatt arbeitet zusammen mit dem Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) an der Mobilität der Zukunft. Man sieht sich auf einem guten Weg.
On-Demand-Verkehr ist an sich nichts Neues. Tatsächlich existiert er in Form von Anruf-Sammel-Taxis (ALT) und Anruf-Linien-Bussen (ALB) schon seit Jahrzehnten. Neu ist aber, dass die Passagiere nicht mehr zum Telefonhörer greifen müssen, sondern eine Smartphone-App nutzen können. Das heißt, man ordert per App ein Shuttle, steigt ein und schon bringt das Fahrzeug einen entweder selbstständig oder (noch) mit Fahrer am Steuer durch den öffentlichen Verkehr von A nach B.
Diese Zukunftsvision könnte auch im Landkreis Rastatt bald Realität werden. Denn aktuell wird hier an einem Konzept zur Erprobung autonom fahrender E-Minibusse und Verkehr-On-Demand Systeme (mit oder ohne Fahrer) gearbeitet. Die „Hauptarbeit am Gesamtprojekt“ nimmt nach Auskunft von Kreisdezernent Mario Mohr Fahrt auf, und zwar buchstäblich. „Bis 2024 soll sie abgeschlossen sein.“
Die projektspezifischen Arbeitsanteile übernimmt der Karlsruher Verkehrsverbund. „Diese Aufgaben werden derzeit an ihn übertragen, er hat bereits alle wesentlichen Themen angestoßen“, berichtet Mohr auf Anfrage dieser Zeitung. „Alle Entscheidungen darüber, wie das Vorhaben umgesetzt wird, verbleiben indes beim Landkreis Rastatt.“ Die planerischen Überlegungen zum Modellraum Bühl, Sinzheim und Baden-Baden lägen mittlerweile vor. „Im nächsten Schritt werden sich jetzt die Rathäuser Bühl und Baden-Baden mit dem Landratsamt darüber abstimmen, wie weiter vorgegangen wird.“ Unter anderem gehe es um die Kostenschätzung und die Vorstellung des Vorhabens in den Gremien, sagt Mohr. „Im Anschluss wird die Ausschreibungs-Thematik eingeleitet.“ Beantragt hatte das Konzept die Kreistagsfraktion der Freien Wähler (FW) am 10. November 2021. Am 14. Dezember 2021 erteilte der Kreistag der Kreisverwaltung den entsprechenden Auftrag. „Automatisierte Fahrsysteme sind eine der bedeutendsten Zukunftstechnologien im Bereich der Mobilität“, hieß es im FW-Antrag. „Praxistaugliche autonome E-Minibusse und Verkehr-On-Demand-Systeme könnten einen wichtigen Beitrag zur umweltverträglichen Verbesserung von ÖPNV-Angeboten leisten.“ Für den Kreis Rastatt biete ein Modellprojekt die Chance, sich auch in diesem Bereich innerhalb der Technologieregion Karlsruhe zu positionieren.
An den Plänen, das ALT-Konzept (Anruf-Linien-Taxi) in Verbindung mit dem On-Demand-Konzept inklusive „digitaler Bestellplattform“ (Shuttle-Service auf Bestellung via Smartphone-App) zu verfolgen, hielt der Kreistag fest. Die komplexen Anforderungen an das Vorhaben stellte die Verwaltung bereits Anfang Mai vorigen Jahres im Ausschuss für Umwelt, Bau und Planung (AUBP) vor.
Mit Blick auf die Aufgabenstellung, den zeitlichen Horizont und die personellen Kapazitäten innerhalb der Verwaltung hatte sich die Kreisbehörde entschieden, den KVV als externen Unterstützer mit ins Boot zu holen. Der Ausschuss stimmte zu. Laut Mohr teilte der KVV unlängst mit, dass sich die Kosten auf 129.948 Euro brutto belaufen werden.
Der KVV habe dabei deutlich gemacht, dass vor allem der Aspekt des autonomen Arbeitspaketes aktuell nur sehr schwer abzuschätzen sei. Der konkrete Arbeitsaufwand lasse sich erst nach Abschluss der Konzept-Arbeiten prognostizieren. Erst dann werde sich zeigen, ob noch zusätzliche Beratung nötig ist.
Autonomes Fahren im öffentlichen Nahverkehr: Die Mobilität wird sich in den kommenden Jahren grundlegend verändern. Fahrerlose Shuttles und bedarfsgerechte On-Demand-Verkehre bieten Chancen für eine klimafreundliche Verkehrswende.
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