Pressebericht zu: Transformation Regionale Automobilwirtschaft 30.09.2021 – 1. Business Frühstück

Von links nach rechts: Thomas Hentschel, Dr. Wolfgang Fischer, Kai Whittaker, Waldemar Epple, Thorsten von Appen, Britta Wirtz, Dr. Horst Kreuter, Dr. Alexander Becker

Konzepte für die Transformation der regionalen Automobilwirtschaft 30.09.2021 

 

Hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion in der Messe Karlsruhe / Wie die Mobilitätswende gestalten? / Landkreis Rastatt auf Rang 5 der Automobilstandorte Deutschlands / Wissenstransfer und Innovationsnetzwerke als Keywords

 

Eine hochkarätige Riege von Referenten diskutierte kürzlich beim Business Frühstück des „automotive engineering network“ (aen) mit den Teilnehmenden darüber, wie die Transformation der regionalen Automobilwirtschaft ins Zeitalter der e-Mobilität gelingen kann. Wie sehen die notwendigen Maßnahmen aus Sicht der Politik aus? Dies war Thema des ersten Panels im Rahmen der Nutzfahrzeuge-Messe (NUFAM) in der Messe Karlsruhe. Begrüßt wurden die Gäste vom aen-Vorstandsvorsitzenden Waldemar Epple und Rastatts Bürgermeister Raphael Knoth, der den Gastgeber OB Hans-Jürgen Pütsch vertrat. „Was können wir tun, um den Prozess der Transformation aktiv zu begleiten?“, stellte Epple als Eingangsfrage in den Raum. Knoth wiederum betonte, dass der Transformationsprozess eine immense Herausforderung darstelle – gerade auch für den Landkreis Rastatt. Bei den Automobilstandorten der Republik nehme die Region Rang fünf ein. „Dieser Transformationsprozess ist für uns von zentraler Bedeutung. Wir müssen die Mobilitätswende, die unausweichlich ist, aktiv gestalten, um den Wohlstand der Region zu erhalten“, betonte Knoth. Er erhoffe sich vor allem in Sachen Wissenschaftstransfer von den Hochschulen neue innovative Ansätze. Waldemar Epple unterstrich, dass viele Mittelständler und Zulieferer vom Verbrenner-Motor abhängen. Die Automobilstandorte in Baden-Württemberg und Bayern müssten mit starken Einschnitten rechnen. Während beim LKW – Stichwort Wasserstoff – noch nicht ganz klar sei, wohin die Reise gehe, sei das Aus des Verbrenner-Motors in Deutschland gesetzt. „Wir dürfen uns nichts vormachen. Wir sind am Point of no Return. E-Mobilität wird die maßgebliche Rolle beim PKW spielen. Es liegt an uns diese Veränderungen mit zu gestalten“, so Epple. 

 

Der B90/GRÜNE-Landtagsabgeordnete Thomas Hentschel nannte drei Punkte, um klimafreundliche Antriebstechnik zu etablieren: Ausbau der Infrastruktur mit Ladesäulen, Abkürzung der Genehmigungsprozesse und eine konstruktive Zusammenarbeit aller beteiligter Partner. Die bisherige Automobiltechnik würde künftig weiter eine Rolle spielen, speziell bei Nutzfahrzeugen. Die Bahn könne nicht alles auffangen. Dr. Alexander Becker, CDU-Landtagsabgeordneter aus Rastatt, nannte in seinem Redebeitrag die Förderung kleiner und mittlerer Unternehmen und Zulieferer als wichtiges Tool, um den Wandel zu moderieren. „Gerade diese Firmen werden stark betroffen sein. Wir müssen sie unterstützen, um ihren Produktionsablauf zu stärken. Sie müssen auch an Forschung und Entwicklung partizipieren, umso sich so besser auf die neuen Rahmenbedingungen einzustellen.“ Der Badener sah insbesondere in der Weiterbildung von Technikern und Ingenieuren einen wichtigen Faktor. „Heute finden sie am KIT kaum noch einen Studenten, der eine Ausbildung in Richtung Verbrenner-Motor beginnt. Die Bedingungen haben sich komplett geändert“, so der Politiker aus der Barockstadt. 

 

Bei der Podiumsdiskussion warb Hentschel für einen Bürgerdialog, um die Menschen bei der Mobilitätswende mitzunehmen. Auch das Thema Schiene wurde angerissen. Hier wurde festgestellt, dass die Genehmigungsverfahren sich oft über Jahrzehnte hinziehen und dabei wenig vorankomme. Als Beispiel wurde die „Magistrale für Europa“ von Rotterdam über Wien bis Genua genannt. Ein weiteres diskutiertes Thema war: Energie. „Hocheffiziente Solaranlagen machen nicht nur in Gewerbe- und Neubauten, sondern auch im privatem Wohnungsbereich Sinn. Da wurde zu wenig getan, das gilt es zu stärken“, so Hentschel. Epple betonte, dass Baden-Württemberg „Energie-Importland“ bleiben werde. Man benötige dringend internationale Energie-Abkommen. „Wir brauchen vor allem Windparks rund um Europa, nicht nur an der Nord- und Ostsee, sondern auch im Schwarzen Meer, in der Ägäis oder am Atlantik“, konstatierte er. Auch die Thematik E-Fuels (synthetische Kraftstoffe), wurde von Jochen Ehlgötz, Geschäftsführer der Technologie-Region Karlsruhe, in die Runde getragen. 

 

Den Transformationsprozess aus Sicht des Landes legte Dr. Wolfgang Fischer (e-mobil BW GmbH) dar. Der Vertreter der Landesagentur für Mobilitätslösungen und Automotive Baden-Württemberg erläuterte die Struktur der Automobilwirtschaft im Land und nannte Zahlen: 470.000 Beschäftigten im Automotive Cluster, die Exportquote liege bei 75 Prozent. „Vor uns liegt eine hohe Gestaltungsaufgabe. Wir unterstützen Akteure bei der Transformation und helfen neue Geschäftsfelder zu generieren“, sagte Fischer. Am Automobilsektor hängen ganze Branchen: Maschinenbau, Zulieferer, Ausrüster, F&E-Dienstleister oder auch der gesamte Dienstleistungsbereich. Großer Handlungsbedarf bestehe z. B. auch im Bereich der öffentlichen Ladeinfrastruktur, hier sei eine Verzehnfachung der öffentlichen Ladepunkte im kommenden Jahrzehnt nötig, wofür Engpässe z. B. bei den Tiefbau-Kapazitäten schnell behoben werden müssten. Anhand von aktuellen Ankündigungen von Fahrzeugherstellern erläuterte er den bevorstehenden Abschied von der Verbrennungstechnologie, so hätten z. B. Mini das Verbrenner-Modell für 2025, Audi für 2026 angekündigt. „Die Elektromobilität ist weltweit auf dem Vormarsch. Dafür sind neue Kompetenzen gefragt.“ 

 

 

 

Auch die Frage, welche Rohstoffe im eigenen Land erschlossen werden können, stellte er in den Raum und gab den Ball weiter an Dr. Horst Kreuter (Vulcan Energie Ressourcen GmbH). Das ambitionierte Projekt des Visionärs lautet: Lithium, das in großen Mengen am Oberrheingraben vorhanden ist, C02-frei zu gewinnen. „Wir nutzen unser geologisches und technisches Know-how, um geeignete Gebiete im Oberrheingraben zu finden, in denen Thermalwasser mit hohem Lithiumgehalt gefördert werden kann. Die  ersten Ergebnisse haben unsere Erwartungen an Qualität und Gehalt noch übertroffen“, sagte der Chef des Cleantech-Unternehmens, dessen GmbH 2020 in Karlsruhe gegründet wurde. Die Vorkommen liegen im Herzen Europas im Oberrheingraben. Mittels Geothermie soll das notwendige Lithium CO2-frei gefördert werden, das die Energiewende für Europa ermöglichen soll.

 

 

 

Über Fördermöglichkeiten und Innovationsnetzwerke sprach anschließend Waldemar Epple. Der aen-Chef verwies auf die guten Kontakte der Wirtschaftsförderung Karlsruhe nach Indien, berichtete über Start-Up-Beratung und das EU-Förderprojekt CE-Connector. „In Innovationsnetzwerken können wir uns gegenseitig austauschen. Daraus könnten wiederum erfolgsversprechende Initiativen entstehen.“ Insbesondere solle der Austausch keine Grenzen kennen und die Pfalz oder Frankreich miteinschließen. Die Schlussworte zum Business-Frühstück kamen von Torsten von Appen (Wirtschaftsförderung Stadt Rastatt), der erklärte, dass man am wichtigen Thema der Transformation stetig weiterarbeiten müsse.   

 

 

 

„Dieser Transformationsprozess ist für uns von zentraler Bedeutung. Wir müssen die Mobilitätswende, die unausweichlich ist, aktiv gestalten, um den Wohlstand in der Region zu erhalten.“ (Raphael Knoth, Bürgermeister Stadt Rastatt)

 

„Wir dürfen uns nichts vormachen. Wir sind am Point of no Return. E-Mobilität wird die maßgebliche Rolle beim PKW spielen. Es liegt an uns diese Veränderungen mit zu gestalten.“ (Waldemar Epple, Vorstandsvorsitzender aen)

 

„Gerade die Mittelständler und Zulieferer werden stark betroffen sein. Wir müssen sie unterstützen, um ihren Produktionsablauf zu stärken. Sie müssen auch an Forschung und Entwicklung partizipieren, um sich so besser auf die neuen Rahmenbedingungen einzustellen.“ (Dr. Alexander Becker, Landtagsabgeordneter CDU)

 

„Ein Bürgerdialog ist unbedingt notwendig, um die Menschen bei der Mobilitätswende mitzunehmen.“ (Thomas Hentschel, Landtagsabgeordneter B90/Grüne)

 

„Vor uns liegt eine hohe Gestaltungsaufgabe. Wir unterstützen Akteure bei der Transformation und helfen neue Geschäftsfelder zu generieren.“ (Dr. Wolfgang Fischer, Prokurist e-mobil BW GmbH)

 

 

„Wir nutzen unser geologisches und technisches Know-how, um geeignete Gebiete im Oberrheingraben zu finden, in denen Thermalwasser mit Lithium CO2-frei gefördert werden kann – für die Batterien der künftigen E-Mobil-Fahrzeuge.“ (Dr. Horst Kreuter, Geschäftsführer Vulcan Energie Ressourcen GmbH