Bislang haben in Gebieten mit geringerer Bevölkerungsdichte Bewohnerinnen und Bewohner meist nicht ausreichend Zugang zum ÖPNV, eine flächige Abdeckung oder ein ansprechendes Angebot, das ihren Bedürfnissen gerecht wird, fehlt. So bleibt oftmals der Individualverkehr die einzige Alternative. Für eine Nutzer-freundliche Verbesserung der Situation sind hier innovative Ideen gefragt. Das möchte der „Future Mobility Award“ – initiiert und organisiert von Messe Karlsruhe, „aen – automotive. engineering. network“ und „Nahverkehrs-praxis“ – unterstützen, indem nachhaltige Mobilitätslösungen bekannter gemacht und ausgezeichnet werden. Die Wirtschaftsförderung der Stadt Karlsruhe stiftete erneut das Preisgeld. INIT unterstützte als Sponsor und Jury-Mitglied.
Im Fokus des internationalen Wettbewerbs aus Karlsruhe, der unter der Schirmherrschaft von Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Herrmann stattfindet, stehen dabei Start-ups, denen so die Chance gegeben wird, ihre innovativen Ideen und Lösungen für den Verkehrssektor sichtbar zu machen. In diesem Jahr bei der fünften Verleihung des Awards bei der „Regionalkonferenz Mobilitätswende“ – eine Veranstaltung von TechnologieRegion Karlsruhe und Metropolregion Rhein-Neckar – im Palatin-Kongresszentrum Wiesloch wurde ein Startup aus Spanien zum Gewinner gekürt.
Gewinner „Ne-mi“ hat „angepassten“ ÖPNV im Blick
Mehr Angebote und erhöhter Takt: „Ne-mi“, ein Start-up aus Barcelona, hat ein eigenständiges Software-Tool für die Bereitstellung und Verwaltung von Busdiensten auf Abruf („on-demand bus service“) in Partnerschaft mit einer städtischen Verkehrsbehörde entwickelt. So erweitert und ergänzt gewissermaßen eine „flexible Buslinie“ ein reguläres Angebot, das Bewohnerinnen und Bewohnern an Zentren anbinden kann. Das 2019 gegründete Unternehmen sorgt durch Digitalisierung und Flexibilität von Busdiensten für eine Verringerung der Abhängigkeit vom privaten Pkw und bietet so eine Optimierung des öffentlichen Verkehrs in Gebieten mit bislang geringerer Nachfrage.
„Future Mobility Award“ rückt Innovationen in den Fokus
Ob Verringerung der Abhängigkeit vom privaten Pkw oder Aufwertung des ÖPNV in Gebieten mit bislang geringer Nachfrage: „Ne-mi“ (www.nemi.mobi) optimiert die Routen so, dass nur die angeforderten Haltestellen angefahren werden, wodurch Kilometer und Emissionen eingespart werden. Dieser Ansatz überzeugte die Jury! Die endgültige und angepasste Route wird dabei dem Fahrer über ein bordeigenes Tablet mitgeteilt, das eine Navigation während der Fahrt ermöglicht.
Für die Jury des Awards spielten in der Bewertung verschiedene Kriterien eine Rolle; unter anderem Businessmodell, Stand der Vermarktung, Einsetzbarkeit, Schnittstellen, vorgesehene nächste Meilensteine, technologische Innovation, Erfolgschancen oder auch Skalierbarkeit. „Ne-mi“ konnte Insbesondere wegen des nachhaltigen Geschäftskonzepts und der sozialen Relevanz der Lösung, den ersten Preis gegen starke Konkurrenten gewinnen. „Die Lösung stellt einen Brückenschlag zwischen einem teuren ‚On-Demand-Service‘ und dem ÖPNV dar, der im ländlichen Raum an seinen Grenzen kommt“, so die Begründung der Jury. „Die Lösung von ‘Ne-mi‘ verbessert das Mobilitätsgrundangebot ohne große Kosten, ist kundenorientiert konzipiert und lässt sich sehr einfach auch per ‘WhatsApp‘ bedienen“: Es brauche solche Start-ups, die den Mut aufbringen, innovative Ideen weiter zu entwickeln, um am Ende am Markt bestehen zu können.
Große Freude beim Gewinner des „Future Mobility Awards“: „Es ist eine fantastische Anerkennung dessen, was bedarfsgesteuerte Verkehrsdienste für die Zukunft der Mobilität bedeuten“, so Abby Meuli, Research and Business Development Manager von „ne-mi“ – und mit Blick auf Karlsruhe: „Wir sehen hier eine Region mit fantastischen Möglichkeiten und viel Potenzial. Das bedeutet uns sehr viel. Wir hoffen, dass dies unser erster Schritt auf dem Weg zum Erfolg auch in dieser deutschen Region sein kann.“ Bislang wird die Lösung in Spanien, Portugal und UK eingesetzt.
Start-ups mit neuen Ideen und Ansätzen sind wichtiger Baustein
Ideen und kreative Lösungen für den öffentlichen Verkehr werden mit diesem internationalen Wettbewerb sichtbar: Der „Future Mobility Award“ ist dabei ein deutliches Signal, das von Karlsruhe in Sachen Mobilität ausgeht: Gerade in der Stadt von Carl Benz, Karl von Drais und einem „Testfeld Autonomes Fahren“ werden mit diesem Preis besondere nachhaltige Mobilitätslösungen für den ÖPNV ausgezeichnet. „Wir haben eine große Motivation, wenn es um Mobility in der Zukunft geht“, so Berthold Frieß, Ministerialdirektor Verkehrsministerium Baden-Württemberg: Karlsruhe mit seinem guten Öffentlichen Nahverkehr, den guten Hochschulen, den Messen und einem Ökosystem, bei dem es viel Innovation rund um das Thema Mobilität gibt, sei dabei ein Standort, der dazu beitrage, das Gesicht von Baden-Württemberg auch im internationalen Kontext zu zeigen.
Auf der „IT-Trans“ in Karlsruhe, der internationalen Konferenz und Fachmesse für intelligente Lösungen für den öffentlichen Personenverkehr, fanden unlängst die finalen Pitches der Finalisten des diesjährigen Awards statt: Dabei präsentierten sich „Affluences“ (Auswertung von Menschenbewegungen in Verkehrsmitteln), „Mobility Signage” (Visualisierungslösung für dynamische Fahrgastinformationen), „Ne-mi“ und „platomo“ (automatische Erfassung von Verkehrsdaten mit AI-Algorithmus) Öffentlichkeit und Jury.
Gerade an einem innovationsfreudigen Forschungsstandort wie Karlsruhe – mit seinem Netzwerk aus Wissenschaft, Industrie, Politik und Verkehrsunternehmen – könnten Ideen entwickelt und in Geschäftsmodelle gewandelt werden. Interessante Start-Up-Ideen würden dabei auf die Bühne der großen Mobilitätskonferenz gebracht, sie dadurch auch ein Stück weit sichtbar gemacht, so Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup. Hier können Wirtschaftsförderung und „aen“ als Initiator, Vermittler und Beschleuniger von Innovationen agieren, zudem Expertenwissen bündeln und kleine und mittelständische Unternehmen sowie Start-Ups auf ihrem Weg begleiten, damit diese auch ihre Neuerungen umsetzen können. Doch dürften, so die Jury, bei aller Komplexität, Lösungen nicht „übertechnisiert“ werden.
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