Rückenwind für Gründer
Die Wirtschaftsförderung der Stadt Karlsruhe, das Automotive Engineering Network e.V. und der Karlsruher Wagniskapitalgeber First Momentum GmbH haben Start-ups und Investoren im Rahmen des Interreg-Projekts „CE-Connector“ zusammengebracht.
Die Wirtschaftsförderung der Stadt Karlsruhe, das Automotive Engineering Network e.V. (AEN), und der Karlsruher Wagniskapitalgeber First Momentum GmbH haben Start-ups und Investoren im Rahmen des Projekts „CE-Connector“ zusammengebracht – mit Unterstützung des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (ERDF). – Start-ups sind Impulsgeber. Sie bringen nicht nur ihre eigenen Ideen und Unternehmen voran, sondern beflügeln zugleich die Wirtschaft und gesellschaftliche Entwicklungen. Grund genug für das Programm „Interreg Central Europe“ (es soll grenzübergreifende Projekte initiieren und die Zusammenarbeit der Länder verbessern), das Projekt „CE-Connector“ zu fördern. „CE-Connector“ soll Start-ups dabei helfen, handlungsfähig zu werden – indem man sie dabei unterstützt, mit Investoren, öffentlichen Kapitalgebern und Business Angels zusammenzukommen. Das Projekt CE-Connector bietet der Karlsruher Region einen weiteren Baustein, um innovative Start-ups zu fördern und sie bei der Gewinnung von Business Angels, Investoren und öffentlichen Geldgebern zu unterstützen. Der Ansatz von CE-Connector schließt die Lücke zwischen „3F“ (Founders, Family, Friends) und dem Venture Capital. Das soll der Region helfen, Start-ups stärker an Karlsruhe zu binden und ihnen auch in der Wachstumsphase mehr Unterstützung bieten zu können.
Eine der Aufgaben der Stadt Karlsruhe und des AEN im Rahmen des CE-Connector Projektes war es, Business Angels bzw. Investoren sowie öffentliche Geldgeber mit innovativen Start-ups aus dem zentraleuropäischen Raum zusammenzubringen und drei Investments zu ermöglichen. Hierfür hat sie sich Experten ins Team geholt, die sich mit allen Aspekten hierzu ungewöhnlich gut auskennen: Das Karlsruher Unternehmen First Momentum Ventures ist einerseits selbst als Wagniskapitalgeber am Start und durchleuchtet in dieser Rolle regelmäßig Start-ups. Andererseits ist das 2019 gegründete Unternehmen vor kurzer Zeit noch selbst ein Start-up gewesen, hervorgegangen aus der Pioniergarage am KIT.
Aufgrund seiner Expertise und exzellenten Vernetzung wurde Sebastian Böhmer beauftragt, das Karlsruher CE-Connector-Team bei dieser Aufgabe zu unterstützen. Die Stadt Karlsruhe arbeitet bereits seit einiger Zeit mit First Momentum eng zusammen und wusste daher, dass Sebastian Böhmer und sein Team entscheidend dazu beitragen konnten, die Projektziele zu erreichen. First-Momentum-Gründer Sebastian Böhmer saß daher stets mit am Tisch, als Firmen gescannt und jene drei jungen Unternehmen ausgewählt wurden, die nun vom Netzwerk des CE-Connector profitieren. Die Entscheidung für oder gegen ein Start-Up hängt auch für Experten von vielen verschiedenen Faktoren und Erfahrungen ab. Es gab gemeinsame Termine, viele Gespräche. Wer ist es geworden? Leider niemand aus der Region – sondern ein Freiburger Team und zwei aus Berlin, berichtet er.
„EqualTo“ heißt das erste Startup. Die beiden Gründer haben zuvor schon ein anderes Unternehmen aufgebaut, im Bereich Software-as-a-Service. Dabei hatten sie erlebt, wie schwierig es ist, größere Vertriebs- oder Development-Teams zu verwalten, wenn es um Provisionen, Anreize und Kommissionen geht. „Viele Unternehmen arbeiten da mit Excel. Und oft hat nur eine Person wirklich den Überblick – so eine Schlüsselperson ist ein Risiko“, fasst Böhmer zusammen. Die Gründungs-Idee von „EqualTo“: ein Tool anbieten, das solche Prozesse verwaltet, optimiert und professionalisiert. Das auch gut eingebunden werden kann in die Buchhaltung und die Prozesse der Personalabteilung. „Dabei geht es auch um Gerechtigkeit“, sagt Böhmer. „Ein solches System sollte idealerweise ja transparent und messbar sein.“
Das Tool, das die Gründer an den Start bringen wollen, eigne sich für alle Unternehmen, die einen Vertrieb mit mehr als 30 Personen haben – oder auch mit unterschiedlichen, komplexeren Vertriebsstrukturen arbeiten. „Es gab einen Prototyp, den haben wir angeschaut und dadurch eine Idee bekommen vom Workflow und der Nutzererfahrung.“ Daraufhin entschied sich First Momentum, zusammen mit anderen Partnern diese Investition zu machen. „Wir haben auch den Übergang in die nächste Finanzierungsrunde begleitet“, berichtet er. Seit über einem Jahr sind sie an der Seite des jungen Unternehmens. Das hat sich seither gut entwickelt und einige namhafte Kunden gewonnen, darunter Versicherungs- und Immobilienmakler. Der Punkt, warum dieses Team zum Zug kam: „Die Zusammensetzung des Teams. Diese Gründer haben schon zuvor zusammengearbeitet – und dann entschieden, wir machen das nochmal!“ Auch wie das Team intern miteinander umgegangen sei, wie klar die Pläne schon waren, das habe überzeugt. „Das hat bei uns einen sehr guten und bleibenden Eindruck hinterlassen. Wenn wir selbst so von einem Projekt überzeugt sind, hilft uns das natürlich auch, wenn wir dafür eintreten und die Werbetrommel rühren für die nächste Finanzierungsrunde.“
Das zweite Startup, das weiterkam: Ninetailed. Diese Gründer machen Personalisierung von Webseiten deutlich besser. Das Ganze baut auf einer neuen Webseiten-Technologie auf und funktioniert als Add-on, als Erweiterung für verschiedene Website-Technologien und Hostsysteme. „Was das Team hier entwickelt hat, ermöglicht eine extrem schnelle Personalisierung einer Seite für den Nutzer. Die Benutzeroberfläche wird dynamisch an den Nutzer angepasst, die Ladezeit reduziert. Es gibt sehr viele Möglichkeiten und Tools für Entwickler und Programmierer“, berichtet Böhmer.
Hier war den Experten um Böhmer aufgefallen: Das Team ist ausgesprochen transparent. Herausforderungen gibt es überall – der Umgang damit habe den Unterschied gemacht, sagt er. „Das hat uns sehr beeindruckt.“ Die Investoren haben die Teamfindung eng begleitet. Auch hier kannten sich einige schon vorab, hatten ein anders Projekt. Ninetailed hat sich als natürliche Nachfolge angeschlossen. Noch ein Pluspunkt: „Das Team, die Kompetenzen der Beteiligten und der Case haben sehr gut zusammengepasst, die Rädchen ineinandergegriffen.“ Seit einigen Monaten sind Gründer und Investoren nun gemeinsam unterwegs. Es gibt erste Kunden, eine gute Zusammenarbeit mit dem Anbieter eines Content-Management-Systems, so kommen viele Themen voran. „Man wächst aneinander und findet auch neue gemeinsame Vertriebswege.“
Das dritte Startup, das die Investoren überzeugt hat, ist TiloDB. Das Start-up kümmert sich um Entity-Resolution in Datenbanken: Datensätze, die unterschiedlich erfasst wurden, vielleicht auch fehlerhaft sind, werden einander zugeordnet und optimiert. „Viele Datenbanken haben Probleme mit Uneindeutigkeiten. Beispielsweise wenn dieselbe Person im Lauf der Zeit mit zwei Wohnorten erfasst wurde“, erklärt Böhmer. „Diese Zuordnung ist ein komplexes Problem. Die Lösungen brauchen viele – beispielsweise die Finanzwirtschaft, wenn sie Credit-Scoring für Personen oder Unternehmen macht.“ TiloDB entwickelt Datenbank-Technologien, die solche uneindeutigen DB-Einträge auflösen und zuordnen können, in unterschiedlichsten Konstellationen.
Ein Thema, das diese Gründer sehr gut kannten: Sie hatten zuvor gemeinsam bei einem Finanzdaten-Anbieter gearbeitet und sich dort ausgegründet. „Mit diesem Team haben wir sehr früh gesprochen, als es erst die Idee zur Ausgründung gab. Wir waren dabei, als sie das entwickelt haben, und haben verfolgt, wie aus Idee ein Konzept und daraus ein Start-up wurde. Wir haben schon sehr früh gesagt, dass wir dabei sein wollen“, berichtet Böhmer. Zu klären war viel: Wie geht man mit geistigem Eigentum um? Wie geht man mit dem um, was Erzeugnisse eines Angestellten waren? Was ist mit Kundenbeziehungen? „Das haben wir alles begleitet und hatten zunehmend das Vertrauen, dass das funktioniert.“ Verträge und Unterschriften gibt es seit Ende 2021.
Der regelmäßige Kontakt zwischen den Start-ups und ihren Geldgebern ist enorm wichtig. Je nachdem, in welcher Phase das Start-up gerade ist, sind Kontakte mehr oder weniger intensiv. Manchmal ist es auch die letzte WhatsApp vor dem Einschlafen und die erste am Morgen, erzählt Böhmer. Das sei ganz individuell. Start-ups nutzen Hilfsangebote unterschiedlich. Mindestens einmal im Monat spreche man sich aber in jedem Fall: Dann geht es um Liquidität, Umsatz, Wachstum, Kunden, Highlights, Lowlights. Und immer auch die Frage, in welchen Punkten die Start-ups gern konkrete Unterstützung hätten, damit ihr Flaschenhals nicht mehr so eng ist. Oft nimmt das Engagement der Investoren und Business Angels vor der nächsten Finanzierungsrunde zu. Böhmers Erfahrung ist: Wenn ein Start-up hervorragend läuft, „hört man von denen nicht so oft“. Umso wichtiger ist es ihm dann, schnell zu reagieren, wenn dieses Team sich dann doch mal meldet: „Dann helfen wir gern, einen Stein wegzuräumen.“
Dieser Einsatz hat sich gelohnt: Die Start-ups haben nicht nur passende Business Angels bzw. Investments gefunden, sondern werden durch First Momentum auch über das Projekt CE-Connector hinaus gut betreut. „Wir unterstützen vor allem in drei Bereichen“, sagt er. „Bei der Ansprache von neuen Investoren. Bei der Kundenanbahnung – da haben wir über unsere Netzwerke oft gute Möglichkeiten. Und auch beim War for Talents, weil gerade Start-ups sehr darauf angewiesen sind, gute Leute zu finden, technische Talente, Programmierer und Software-Entwickler. Wir haben kurze Drähte zu Universitäten und eigenes Netzwerk und können anspruchsvolle Leute vermitteln.“
Die beschriebenen Investments sind nur ein kleiner Teil dessen, was das Projekt CE-Connector in Zentraleuropa erreichen will. Das übergeordnete Projektziel von CE-Connector ist es, ein transnationales Investment-Ökosystem aufzubauen, bestehend aus Business Angels, Investoren und öffentlichen Geldgebern, und diese proaktiv und Ländergrenzen-übergreifend mit innovativen, vielversprechenden Start-ups zusammenzubringen, um die finanzielle Lücke zu schließen, mit welcher Startups vor allen Dingen in der Wachstumsphase zu kämpfen haben. Um dieses Ziel zu erreichen, arbeiten elf Projektpartner und sieben assoziierte Partner aus sechs Ländern eng zusammen. Jedes Land wird mindestens 3 Investments in Start-ups initiieren, die Anzahl ihrer regionalen Business Angels erhöhen sowie deren Investitionskompetenzen verbessern. Gleichzeitig wird erwartet, dass durch den privat-öffentlichen Ansatz (d.h. durch die Ko-Investments zwischen öffentlichen Geldgebern und privaten Investoren / Business Angels) eine Hebelwirkung entsteht, welche mittelfristig zu weiteren Investments führen wird.
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