21.09.2023: Transformation Regionale Automobilwirtschaft

Regionale Ressourcen und Potentiale im Fokus

Herausforderungen bei der Transformation der regionalen Automobilwirtschaft

Die automobile Zukunft mit neuen Technologien und die Transformation von rund 20.000 Arbeitsplätzen in der TechnologieRegion Karlsruhe sind große Herausforderungen. Mit der Fragestellung „Welche Ressourcen und Potentiale bietet die Region für eine erfolgreiche Transformation?“ befassten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim vierten Business Frühstück der Initiative „Transformation regionale Automobilwirtschaft“ im Rahmen der Nutzfahrzeugmesse NUFAM in der Messe Karlsruhe am 21.09.2023. Gerade der Südwesten stehe für Technologien, die, wie am Beispiel Brennstoffzelle zu sehen, auch weniger seltene Ressourcen benötigen als für eine Batterie. Dabei gehe es auch um Kooperationen – auch über Industriecluster hinweg.

Torsten von Appen von der Stabsstelle Wirtschaftsförderung der Stadt Rastatt, zeigte die Themen auf, die behandelt werden müssen – gerade in einer Region, die einen Großteil des deutschen Außenhandels steuert, die aber vom automobilen Wandel betroffen ist. Wichtig sei, über ein Kirchturmdenken hinauszugehen, denn die Zukunft hänge von dem ab, was heute gemacht wird: „Wir sind eine Macher-Region.“ Menschen zusammenzubringen, eine Plattform zu bieten, das sei besonders wichtig für all jene Themen, die Innovationen transportieren, so Britta Wirtz, Geschäftsführerin Karlsruher Messe- und Kongress-GmbH. “Gerade die Nutzfahrzeugmesse NUFAM ist hierfür mit ihren über 400 Ausstellern aus 23 Ländern ein gutes Beispiel. Ob Wasserstoff oder Geothermie: Aufgabe der TechnologieRegion Karlsruhe ist, Infrastrukturen für die zukunftsfähige Mobilität und Energieversorgung zu schaffen”, so Jochen Ehlgötz, Geschäftsführer TechnologieRegion Karlsruhe GmbH.

Prof. Dr. Karsten Pinkwart, Professor für Elektrochemische Energiespeicher und Wandler an der Hochschule Karlsruhe, stellvertretender Bereichsleiter Angewandte Elektrochemie am Fraunhofer-Instituts für Chemische Technologie (ICT) und Mitglied im Nationalen Wasserstoffrat, führte in die Thematik ein und erläuterte, was auf den Weg gebracht werden müsse, damit die Transformation gelingt. Er moderierte Fragen aus dem Publikum an die Referenten und die abschließende Talkrunde der mit 75 Teilnehmern sehr gut besuchten Veranstaltung.

Wasserstoff sei unausweichlich, es werde künftig Bestandteil des täglichen Lebens sein. Denn gerade beim Schwerlastverkehr spielen Gewicht, Reichweite, CO2-Neutralität und das Tanken eine Rolle, so Dr. Matthias Jurytko, CEO „cellcentric GmbH & Co. KG“. Der Hersteller von Brennstoffzellen, Pionier sauberer Energieerzeugung für den Langstrecken-Schwerlastverkehr, ein Joint Venture von „Daimler Truck“ und „Volvo Group“, ist auf dem Weg, aus geringerer Stückzahl hochzuskalieren auf mehrere tausend Stück. Erste Lkw fahren bereits im Alltagstest, ob in Schweden bei Minusgraden oder in der Hitze von Spanien. Dabei gibt es keine Varianten, so sind die Brennstoffzellen einsetzbar in allen Typen. Wichtig seien Kosten, Effizienz, Haltbarkeit, Zuverlässigkeit und Kundennutzen. Doch dabei müsse auch das Thema Regulatorik angegangen werden. Aus der Forschungs- und Entwicklungsabteilung gehe es nun im nächsten Schritt in die Produktion im Raum Esslingen.

Die rasante Entwicklung des Marktes zeige sich auch beim grünen Wasserstoff, erläuterte Pascal Louvet, Vertriebsleiter Onsite „Lhyfe“. Der Wasserstoffproduzent – auch mit einem Offshore Piloten, gekoppelt mit Windenergie im Meer vor Frankreich – macht Grünen Wasserstoff verfügbar für Industrie und Mobilität. Dazu werden auch Unternehmen auf dem Weg mit Expertise unterstützt, ob bei Entwicklung, Finanzierung, Bau, Betrieb oder der Lieferung mittels Trailer, On Site-Produktion oder Pipeline. Abnehmer seien Kommunen, Industrie, Logistik und Kraftstoff-Lieferanten. Aktuell gehe es unter anderem in dem Projekt „H2goesRail“ Wasserstoff für den Einsatz in Zügen der Deutschen Bahn zur Verfügung zu stellen. Die Suche nach Standorten – Belieferung, Flächenabdeckung oder Nachfragemengen – stellt sich jedoch oft wie das Henne-Ei-Problem dar.

Neben dem Einsatz von Brennstoffzellen für die Elektrifizierung von Anwendungen im Bereich der Mobilität spielen Lithium-Ionen-Batterien eine wichtige Rolle. Die Nachfrage nach dem begehrten Lithium ist seit dem Einsatz im Verkehrsbereich signifikant gestiegen, werde bis 2030 noch weiter steigen. Aktuell kommt über 90 % aus Australien, Chile und China, wobei dort ein massiver Anstieg bei der Gewinnung zu verzeichnen ist. Die Region sei jedoch auch gut aufgestellt: In national und europäisch geförderten Projekten befasst sich die EnBW mit mehreren Partnern wie dem KIT oder dem Fraunhofer ICT mit Lithiumgewinnung aus tiefem geothermischem Wasser im Oberrheingraben bei Bruchsal, erläuterte Elif Kaymakci Projektleiterin Lithiumgewinnung „EnBW Energie Baden-Württemberg AG“. Die Konzentration in der Region sei halb so salzig wie das Tote Meer, aber immer noch salziger als das Meer. Die direkte Lithiumextraktionstechnologie (DLE) aus tiefen Thermalwässern sei nachhaltiger und effizienter als andere Prozesse, habe hier in der Region viel Potential.

In der abschließenden Podiumsdiskussion, moderiert von Prof. Dr. Karsten Pinkwart zum Thema „Potentiale für die Region – wo stehen wir heute“ gingen Torsten von Appen, Dr. Matthias Jurytko, Pascal Louvet, Elif Kaymakci und Nazim Aliyev, VP Strategie und Geothermal Business Development „Vulcan Energie Ressourcen GmbH“, interdisziplinär ein auf Herausforderungen, Chancen und Risiken in der Region – ob Lithiumgewinnung, Technologien, Umsetzbarkeit, Flächen- und Strombedarf für einen Wasserstoff-Hub im Rheinhafen oder um eine ausreichende Menge an grünem Strom. Tenor: Das „Machen“ solle weiter im Vordergrund stehen – und die bestehenden Chancen genutzt werden.

Infos: Mehr zu den Vorträgen und Fotos der Veranstaltung, zu den „AEN-Wissensreisen“, unter anderem am 11. Oktober zur „Wasserstoffinsel Öhringen“ sowie am 25. Oktober zum Thema „Geothermie zum Anfassen“, Gewinnung von Wärme, Strom und Lithium im Geothermiekraftwerk in Insheim und Graben-Neudorf, oder zum nächsten Business-Frühstück zur „Transformation regionale Automobilwirtschaft“ mit dem Fokus auf dem Thema Fachkräftesicherung am 14. November in der Reithalle in Rastatt – gibt es unter www.ae-network.de

Dr. Matthias Jurytko (CEO, cellcentric GmbH & Co. KG)

cellcentric Brennstoffzellen: Pioniere sauberer Energieerzeugung für den Langstrecken-Schwerlastverkehr

Pascal Louvet (Vertriebsleiter Onsite Lhyfe)

Lhyfe – Green hydrogen producer

Elif Kaymakci (EnBW)

Lithium extraction from deep geothermal waters in the Upper Rhine Graben